15.02.2022 | Ehemalige Wacholderheide wird ökologisch aufgewertet
Pferderücker im Einsatz
Im Norden des Naturschutzgebietes Kapf in der Gemeinde Egenhausen findet sich eine ehemalige Wachholderheide, die vor 70 Jahren aufgeforstet wurde und seitdem nicht mehr bewirtschaftet wird. Heute wachsen dort zahlreiche Kiefern und Fichten, sowie im Unterstand ein dichtes Strauchwerk aus Liguster und Schwarzdorn, das es fast unmöglich macht, die Fläche zu betreten. Nur einige Relikte, wie noch vorhandene Wachholdersträuche, zeugen von der ehemaligen Schafsweide. Die Gemeinde Egenhausen setzte sich deshalb zum Ziel, den Wald durch eine Auflichtungsmaßnahme wieder ökologisch aufzuwerten und vorhandene seltene Arten zu erhalten bzw. langfristig neu anzusiedeln.
„Durch die Entnahme von instabilen Kiefern soll mehr Licht durch das Kronendach fallen und wir erhoffen uns eine Ansiedlung licht- und wärmeliebender seltener Bodenpflanzen und deren zugehörige Fauna“, so Revierleiterin Anna Eitel. Besonders naturschutzfachlich wertvolle Altkiefern sollen dabei aber erhalten bleiben, um zum einen den Waldcharakter beizubehalten, aber auch um als Quartier für Fledermausarten und Spechte dienen zu können.
Bei der Auflichtung des Waldes wurde auf ein schonendes Verfahren Wert gelegt. Deshalb wurden die Bäume händisch mit der Motorsäge gefällt und sollten anschließend mit einem Rückepferd zu einer sogenannten Rückegasse gezogen werden. Von dieser Gasse können die Stämme anschließend abtransportiert werden. Durch die vorhandenen dichten Sträucher war die Fläche jedoch zunächst nicht begehbar für das Pferd, weshalb mit einer sogenannten Vorrückeraupe vorgearbeitet werden musste. Diese zog mittels Seilwinde einige Bäume und Sträucher zu der Rückegasse, um Platz für das Pferd zu schaffen. Im Anschluss konnten Carsten Rempp und sein Rückepferd Toni an die Arbeit gehen. „Damit konnte auf der Fläche moderne Technik mit traditionellen, schonenden Holzrückemethoden kombiniert werden“, so Bürgermeister Holder. Das Pferd hat im Gegensatz zu Forstmaschinen den Vorteil, dass es frei auf der Fläche laufen kann. Forstmaschinen dürfen im Gegensatz dazu nur auf einer festgelegten Gasse fahren, um die Bodenverdich-tung, die sie auf Grund ihres hohen Gewichts verursachen, nur auf einen kleinen Bereich zu konzentrieren. „Wir sind sehr glücklich, dass uns im Landkreis Calw mit Carsten Rempp ein versierter Pferderücker zur Verfügung steht. So können wir Forstleute wieder Erfahrungen mit dieser traditionellen und schonenden Holzrückung sammeln“ ergänzt Inge Hormel, stellvertretende Abteilungsleiterin der Abteilung Forstbetrieb und Jagd im Landratsamt.
In Zukunft soll die Fläche in die jährlichen Pflegemaßnahmen auf dem Kapf mit eingebunden werden. „Durch den vermehrten Lichteinfall werden viele Sträucher schnell wieder austreiben“, so Karl-Heinz Gänßle, ehrenamtlicher Naturschutzwart auf dem Kapf. Deshalb wäre in Zukunft eine Pflege der Waldfläche mit Ziegen denkbar, die die aufkommenden Sträucher wieder abfressen und so eine erneute Verbuschung der Fläche verhindern.
v.l.n.r.: Sven Holder (Bürgermeister Egenhausen), Anna Eitel (Revierleiterin), Inge Hormel (stellvertretende Abteilungsleiterin), Carsten Rempp (Pferderücker), Karl-Heinz Gänßle (ehrenamtlicher Naturschutzwart).
Bildquelle: Anna Eitel, Landratsamt Calw