Geschichte von Egenhausen
Der Ort Egenhausen wird erstmals im Jahre 1353 urkundlich erwähnt, obwohl sich nachweisen lässt, dass er bereits 100 Jahre zuvor von den Pfalzgrafen zu Tübingen an die Grafen von Hohenberg übergegangen war. Diese wiederum, wie die Tübinger in ständigen Geldnöten, verkauften 1398 ihren Besitz in und um Altensteig an den Markgrafen von Baden. Dieser Bezirk an der oberen Nagold blieb dann für 200 Jahre »Gut badisch«, bis die Herzöge von Württemberg im Jahre 1603 die Stadt Altensteig mit den umliegenden Dörfern den Markgrafen abkauften, da diese durch kostspieliges Militär in finanzielle Schwierigkeiten gekommen waren.
Der auf der Gemarkung Egenhausen vorkommende Flurname Sindelstetten erinnert noch heute an den abgegangenen Ort gleichen Namens, übrigens in einer aufs Jahr 1005 datierten Urkunde weit früher als seine Nachbarorte genannt. Im Laufe der Jahrhunderte ist diese Siedlung dann in Egenhausen aufgegangen. Aufgegeben wurde sie vermutlich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.
Der viereckige Turm der Kirche dürfte noch aus der romanischen Zeit stammen, während das Langhaus im Jahre 1745 in einem ganz einfachen Stil erbaut wurde. Vom Langhaus führt ein runder Triumphbogen in das unterste Stockwerk des Turms, das hier die Stelle des Chors einnimmt.
Die Einwohner von Egenhausen sind fleißige, rührige Leute, deren Erwerbsquellen im Feldbau, Viehzucht und der Schindelfabrikation bestanden.
Da die natürlichen Voraussetzungen für eine ertragreiche Landwirtschaft hier am östlichen Schwarzwald nicht allzu günstig sind, mussten sich die Menschen schon früh nach anderen Einkünften umsehen.
Zunächst war es nur die Herstellung und der Handel mit Dachschindeln, die zusätzliches Brot in den Ort brachten, bis sich im 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen des Hopfenanbaus im nahen Gäu eine weitere Einnahmequelle ergab.
Letzter Bär Württembergs in Egenhausen erschossen
September 1585 in Egenhausen bei Nagold- das Ende württembergischer Bärenherrlichkeit
Der erste, der dran glauben musste, war der Bär. Und das nicht ohne Grund. Er überfiel das Weidenvieh und plünderte Bienenstöcke, repräsentierte einen hohen materiellen Wert und galt wegen seiner imposanten Erscheinung und Wehrhaftigkeit als attraktives Jagdwild. Ursprünglich landesweit verbreitet, hatte er sich bereits am Ende des Mittelalters in einsame Waldgebiete zurückziehen müssen. Die spärlichen Angaben aus dem 15. Jahrhundert stammen ausschließlich von der Schwäbischen Alb und aus dem Schwarzwald. Dort war er freilich im frühen 16. Jahrhundert in manchen Gegenden (z. B. im Homberger und Schiltacher Forst) noch so häufig, dass er sogar von der Bürgerschaft erlegt werden durfte. Dann ging es aber auch hier schnell abwärts. Dazu dürften wesentlich die Landesherren beigetragen haben, die das Waidwerk auf Bärwild außerordentlich schätzten, weil es eine begehrte Jagdbeute abgab. Jedenfalls ist von den Herzögen Ulrich und Christoph glaubwürdig überliefert, dass sie sich als eifrige Bärenjäger hervortaten. Ein fürstlicher Jagdherr war es schließlich denn auch, der das Ende der württembergischen Bärenherrlichkeit markiert. Dabei handelt es sich um Herzog Ludwig, der 1585 seinem Meisterjäger Conrad Desch den Auftrag erteilte, nach einem Bären zu suchen, der sich im Nagolder Forst herumtrieb. Er war in Südwestdeutschland der letzte, von dem ein sicherer Nachweis existiert. Am 14. September dieses Jahres konnte der erfahrene Jagdbeamte berichten, er habe ihn in der Nähe des Dorfes Egenhausen bei Altensteig aufgespürt. Da er befürchtete, das in Unruhe versetzte Tier werde seinen Einstand, die Egenhausser Fiechten, verlassen, drängte er den Regenten zu raschem Handeln, um die seltene Gelegenheit nicht ungenutzt verstreichen zu lassen.
Die Jagd auf einen Bären war im 16. Jahrhundert ein nicht ungefährliches Unternehmen, denn nach Waidmannsbrauch durfte auf ihn nicht geschossen werden. Vielmehr war es üblich, ihn zu fangen, d. h. mit Netzen zu umstellen und mit dem Jagdspieß zu stechen, nachdem er von Hetzhunden gepackt und festgehalten worden war. Der Meisterjäger veranlasste den Herzog deshalb, sofort zwei Wagen mit Garnen und eine Hundemeute in Marsch zu setzen. Um ihn in den Schwarzwald zu locken, konnte er sich den Hinweis nicht verkneifen, umb Nagoldt herumb herrsche gute Luft, weil die seuchenartigen Sterbensläuff, die damals Württemberg heimsuchten, diese Gegend verschont hätten. Gleichwohl zögerte Herzog Ludwig, denn am folgenden Tag bestätigte Meisterjäger Desch erneut die Anwesenheit des Bären und erbat Weisung, wie er sich zu verhalten habe. Leider ist der weitere Ablauf nicht dokumentiert, doch muss sich der Jagderfolg bald darauf eingestellt haben. Schon am 24. September gratulierte ihm nämlich sein Vetter und späterer Nachfolger, Graf Friedrich, zu dieser Trophäe, nachdem ihm ein Bote die freudige Nachricht ins ferne Mömpelgard (Montbéliard) überbracht hatte. Herzog Ludwig – nach eigenem Bekentniss von gueter Lust erfüllt – war auf den Bärenfang so stolz, dass er ihn von seinem Hofpoeten Nicodermus Frischlin in einem (nicht erhaltenen) Gedicht gebührend feiern ließ. Ob er geahnt hat, dass es sich in Württemberg nach ihm keinen mehr geben sollte, der sich einer solchen Tat würde rühmen können?