12.02.2024 | Grundschule Egenhausen wird zukunftsfähig aufgestellt
Gemeinderat beschließt den Grundsatzbeschluss zur Entwicklung, Erweiterung und Sanierung des Schulgebäudes.
Bereits seit einiger Zeit steht die Entwicklung der Grundschule Egenhausen auf der Agenda. Durch das Landessanierungsprogramm wurden die gemeindeeigenen Gebäude überprüft und in diesem Zuge auch die Standortfrage der Grundschule Egenhausen diskutiert. Nach vielen Gesprächen und einer Vorortbegehung wurde aufgrund einer Machbarkeitsstudie von Herrn Architekt Hartmaier grundsätzlich beschlossen, dass die Grundschule am jetzigen Standort belassen werden kann und dort die weitere Entwicklung und Erweiterung für den dringend benötigten Bedarf durchgeführt werden kann.
Schulleiter Andreas Schrade sowie Frau Rentschler und Herr Neudert vom Lehrerkollegium informierten über die Gründe dieses Projekts und stellten dem Gremium sowie den zahlreich anwesenden Interessierten das von der Schule aufgestellte Bedarfs- und Raumkonzept vor.
Der sehr gute Standort der Grundschule ist unumstritten, insbesondere auch die Nähe zur Silberdistelhalle sowie die gute und enge Kooperation mit dem Kindergarten Spatzennest wurde dargestellt.
Nun gilt es, die Schule, welche in den nächsten Jahren bis zu 130 Schüler erwartet, auch zukunftsfähig aufzustellen und die entsprechenden Räume für die Schüler vorhalten zu können.
Schulleiter Andreas Schrade ging darauf ein, dass die vorhandenen Klassenräume in Zukunft nicht ausreichen werden. Zudem besteht am vorhandenen Schulgebäude sowie an den außen gelegenen sanitären Anlagen ein entsprechender Sanierungsbedarf. Vor diesem Hintergrund hat sich das Lehrerteam hinter die Planungen geklemmt und in zahllosen Stunden ein Raumkonzept erstellt, wodurch die Grundschule Egenhausen für die Zukunft gut aufgestellt wäre.
Schulleiter Andreas Schrade nannte vier Gründe, die für eine Weiterentwicklung unserer Grundschule sprechen. Ein ganz großer Punkt ist dabei der Rechtsanspruch auf Ganztagesbetreuung, der zum Schuljahr 2026/27 an den Schulen umgesetzt werden muss. „Wenn wir hier nicht reagieren, werden die Schüler, welche eine Ganztagesbetreuung benötigen, an andere Schulen abwandern und die Gemeinde ist zum interkommunalen Kostenausgleich verpflichtet.“ Dass ein Bedarf im Ort vorhanden ist, lässt sich am Betreuungsangebot in Form der Verlässlichen Grundschule erkennen. Wenn künftig Kinder an andere Schulen abwandern müssten, da wir in Egenhausen nicht den Ganztagesanspruch erfüllen können, hätte dies gravierende Auswirkungen für den Schulstandort Egenhausen zur Folge. Mehrfach standen schon Überlegungen im Raum, Schulen mit Schülerzahlen unter 100 zusammenzulegen oder zu schließen. „Wenn wir nun das Ruder in der eigenen Hand haben, sollten wir alles daran setzen, um die richtige Richtung einzuschlagen, dass genau solche Dinge nicht passieren.“ Herr Schrade ging ferner auf den Lehrermangel und die Personalgewinnung ein. „Wir müssen als Schule attraktiv bleiben und die Rahmenbedingungen entsprechend gestalten.“ Außerdem stand für ihn die Inklusion mit im Fokus. Unsere Schule ist derzeit nicht barrierefrei, jedoch sollte niemand wegen einer körperlichen Behinderung abgelehnt werden. Die Grundschule Egenhausen sei in Sachen Digitalisierung sehr gut und zeitgemäß aufgestellt. Dies war dem Schulleiter schon immer ein Anliegen. „Wir sollten nun die positive Haltung bewahren und weiter am Ball bleiben, damit wir trotz Digitalisierung nicht abgehängt werden können“, so Schrade.
Bei der Vorstellung des Raumkonzepts ging das Lehrerteam auf die vielen Vorteile des Klassenraum-Plus-Modells ein, welches nun für Egenhausen umgesetzt werden soll. Dieses bietet neben insgesamt sechs Klassenzimmern im Untergeschoss und Erdgeschoss, weitere benötigte Differenzierungsräume, die für die Schüler unterschiedlich genutzt werden können. Das Lehrerzimmer mit Verwaltung und Besprechungsraum sowie die Fachräume (Musik- und Werkraum) würden im Obergeschoss untergebracht werden.
Im geplanten Anbau werden die Betreuungsräume untergebracht: Im Erdgeschoss wird ein Mehrzweckraum mit Küche vorgesehen, welcher sowohl für den Mittagstisch als auch multifunktional für die Betreuung genutzt werden kann; im Obergeschoss zwei bis drei Betreuungsräume, deren Einteilung noch flexibel ist. Im Untergeschoss des Anbaus kommen Toiletten-, Archiv- und Lagerräume unter. Der Anbau würde durch ein Treppenhaus und den Einbau eines Aufzugs die Verbindung zum bestehenden Schulgebäude herstellen und die Schule dadurch barrierefrei machen. Die bisherige Pausenhalle würde dadurch entfallen, da der Anbau an dieser Stelle errichtet werden soll, um den Pausenhof nicht weiter zu verkleinern.
Architekt Andreas Hartmaier geht auf weitere Details der Planung ein, sowie auf die Bausubstanz und Gebäudestruktur. In der erarbeiteten Kostenschätzung wird von einer Komplettsanierung ausgegangen. Sehr wahrscheinlich ist, dass im Zuge der Sanierung sämtliche Leitungen erneuert werden müssen, um diese auf den neusten Stand zu bringen. Inwieweit jedoch Decken, Böden oder sonstiges erneuert werden muss, kann erst durch die detaillierte Entwurfsplanung als nächsten Schritt genauer ermittelt werden. Er erklärt expliziert, dass nur das wirklich Erforderliche saniert bzw. ausgetauscht wird. Dadurch kann man sich weitere Kosteneinsparungen erhoffen.
Die Kosten für die Erstellung des Anbaus für die Betreuung belaufen sich auf rd. 2,1 Mio. Euro; die Sanierung des Altbaus auf rd. 2,8 Mio. Euro. Mit Abbruch der Pausenhalle und Gestaltung der Außenanlage sieht die Kostenschätzung Gesamtkosten in Höhe von rd. 5.190.000 Euro vor.
Bürgermeister Sven Holder erklärte, dass eine Maßnahme in dieser Dimension nur mit Fördermitteln ausgeführt werden kann und im Moment die große Chance besteht, den Anbau für die Betreuungsräume mit einer hohen Zuschussquote von 70 % durch das Investitionsprogramm Ganztagesbetreuung gefördert zu bekommen. Diese einmalige Chance gilt es nun, im Sinne unserer Grundschule zu nutzen, um unsere Grundschule für die Zukunft gut und richtig aufzustellen. Das Förderprogramm soll nach dem Windhundprinzip vergeben werden. Das heißt, dass so bald wie möglich eine fertige Planung mit Kostenberechnung eingereicht werden muss, um sich die Chance auf diesen Zuschuss zu wahren. Für die Sanierung des Altbaus gibt es mehrere Möglichkeiten zur Förderung. Die Verwaltung empfiehlt hier ein zinsverbilligtes Darlehen mit Tilgungszuschuss in Höhe von 30 % durch die KFW-Förderbank. Abzüglich aller Zuschussgelder hätte die Gemeinde einen Eigenanteil in Höhe von 1.734.000 Euro selbst zu finanzieren. Die Maßnahme ist im Haushaltsplan finanziert.
Nach erfolgter Vorstellung der Planungen und des Raumkonzepts äußerte sich der Gemeinderat sehr kontrovers zu diesem Thema.
Vor allem die Kosten waren im Blickpunkt der Diskussion. Für einige Gremiumsmitglieder standen die Kosten des Anbaus in keinem Verhältnis zur geplanten Sanierungsmaßnahme des Altbaus. Manche Stimmen meinten, nur den Anbau zu errichten, um dem Platzbedarf des gesetzlichen Anspruchs der Ganztagesbetreuung Rechnung zu tragen. Manche meinten, auf eine energetische Sanierung des Altbaus sollte verzichtet werden. Einige Ratsmitglieder plädierten für eine Abgrenzung der Maßnahmen bzw. für eine zeitlich getrennte Durchführung.
Aus der Mitte des Gremiums wurde jedoch entgegnet, dass durch eine mögliche Abgrenzung der Maßnahmen (Altbausanierung und Anbau) eine Gefahr für den Zuschuss bestehen könnte. Um möglichst hohe Zuwendungen aus dem Fördertopf zu erhalten, müsse man so viel wie möglich in den Förderantrag mit aufnehmen und sollte sich nicht nur auf den Anbau konzentrieren, damit sich der Eigenanteil der Gemeinde weiter reduzieren lasse. Es wurde von verschiedenen Rednern betont, dass im Rahmen der Kostenkonkretisierung und der Detailplanung ausschließlich das Erforderliche umgesetzt werden sollte und die Verhältnismäßigkeit der Kosten zu den Maßnahmen gegeben sei. Dies ist ebenso das Bestreben der Verwaltung, betonte Bürgermeister Holder, weshalb man sich in diesem Punkt schließlich einig war. In welchem Umfang eine energetische Sanierung des Altbaus erfolgt, werde ausdrücklich erst entschieden, wenn die Detailplanung vorliegt. Hierfür ist auch maßgebend, inwieweit die beantragten Zuschüsse bewilligt werden.
Andererseits haben Redner bewusst eine Lanze für das von der Lehrerschaft ausgearbeitete Gesamtkonzept gebrochen und für eine Umsetzung geworben, um eine Perspektive für die Schüler und Lehrer zu bieten. Hierfür brauche es eine mutige Entscheidung. Wenn wir als Kommune unser Geld behalten, zahlen wir damit anderen Kommunen den Schulhausneubau durch die FAG-Zulagen, so die Rednerin, und haben selbst nichts davon. Das Publikum honorierte diesen Redebeitrag mit Beifall.
Das Gremium beschloss nach zweistündiger Beratung dieses Tagesordnungspunkts schließlich einstimmig das Gesamtkonzept zur Entwicklung, Erweiterung und Sanierung des Schulgebäudes sowie die Zustimmung zur Planung und Stellung der Förderanträge.