08.03.2023 | Nahwärme für Egenhausen

Volle Halle bei Infoveranstaltung

Das Nahwärmekonzept für Egenhausen ruft ein riesengroßes Interesse hervor. Bei der Infoveranstaltung am 07.03.2023 in der Silberdistelhalle wollten über 200 Einwohnerinnen und Einwohner wissen, was geplant wird. Jetzt kommt es auf die Rückmeldungen in den nächsten zwei Wochen an!

Die Gemeinde Egenhausen beschäftigt sich mit dem Thema „Nahwärmeversorgung“ bereits seit einigen Jahren. Eine in Auftrag gegebene Studie im letzten Jahr hat gezeigt, dass ein Nahwärmenetz lediglich für die Gemeindegebäude nicht wirtschaftlich ist. Dennoch wurde das Thema nicht aufgegeben, zumal sich aufgrund der globalen Krisen gezeigt hat, dass eine unabhängige und regenerative Wärmeversorgung immer wichtiger wird.

Bürgermeister Sven Holder eröffnete den informativen Abend. Foto: Gemeindeverwaltung

Synergieeffekte mit Glasfaserausbau soll genutzt werden

Bürgermeister Sven Holder freute sich daher, dass mit Stefan Mast, Michael Schuler und Stefan Tittl private Initiatoren aus dem Ort auf ihn zugekommen sind, welche das Projekt mit einer zu gründenden GmbH stemmen möchten. Er bedankte sich ausdrücklich bei den Dreien für diese Initiative „von Bürgern für Bürger“ und möchte die Gemeinde-Gebäude, die alle noch mit Heizöl beheizt werden, an ein neues Nahwärmenetz anschließen. Der Gemeinderat und Gemeindeverwaltung stehen hinter diesem Projekt. Die Gelegenheit zum Bau eines eigenen Nahwärmenetzes ergibt sich jetzt mit dem Ausbau des Glasfasernetzes durch die NetCom BW. Damit können die Leitungen von der gleichen Baufirma in einem Zug verlegt werden und die Kosten geteilt werden.

Die drei Initiatoren erklärten den interessierten Zuhörern, wie ein Nahwärmenetz funktioniert. An der Silberdistelhalle soll eine unterirdische Heizzentrale gebaut werden, welche ausschließlich mit Hackschnitzel betrieben werden soll. Somit erhalten wir eine regenerative Energie aus regionaler Herkunft. Damit können neben den kommunalen Gebäuden rd. 55 weitere Gebäude beheizt werden. Das Netz wäre bei Bedarf ausbaufähig. Inwieweit das Wärmenetz ausgebaut wird, hängt vom Interesse der Grundstückseigentümer ab. Jede Straße wird einer Machbarkeitsprüfung unterzogen. Daher ist eine unverzügliche Rückmeldung der interessierten Eigentümer sehr wichtig!

Stefan Mast erklärt in einer vollen Halle, wie Nahwärme funktioniert. Foto: Gemeindeverwaltung

Für nur 9.000 € Eigenanteil eine neue Heizung

Für geschätzte 3,5 km Wärmenetz müsste die GmbH inklusive Heizhaus rd. 2,5 Mio. € investieren. Förderanträge wurden bereits gestellt, um diesen immensen Betrag finanzieren zu können. Außerdem sind natürlich die Rückvergütungen der Anschlussnehmer zu nennen. Ein Hausanschluss soll bei einer Anschlusslänge von max. 10 Metern insgesamt 6.000 € kosten. Zusätzlich müsste die Heizungstechnik vom Heizungsbauer für bis zu rd. 10.000 € umgerüstet werden. Diese Kosten werden vom Staat mit bis zu 40 % gefördert, so dass man als Gebäudebesitzer für nur rd. 9.000 € Eigenanteil zu einer neuen zukunftsfähigen Heizung kommt. Bei den Verbrauchskosten wird mit 50 € pro Monat Grundgebühr plus 11 bis 13,5 Cent pro kWh Verbrauch gerechnet.

Für den Hausanschluss können die Gebäudebesitzer 40 % Zuschuss bekommen.

Stefan Tittl rechnete den Anwesenden vor, dass eine neue Nahwärmeheizung auf jeden Fall mit einer Umrüstung auf Pellets oder Wärmepumpe konkurrieren kann und auf eine Nutzungsdauer von 15 Jahren für den Gebäudebesitzer sogar günstiger kommt. Man spart sich die jährlichen Wartungs- und Kaminfegerkosten und muss sich auch sonst um nichts mehr kümmern. Heizöl ist aufgrund der staatlichen Verbote spätestens ab 2026 sowieso kein Thema mehr. Jedoch ist die Nahwärme selbst bei einem Heizölpreis von 1,20 € pro Liter wirtschaftlicher.

Die nächsten zwei Wochen entscheiden, ob und wie ein Nahwärmenetz für Egenhausen aufgebaut werden kann. Es wurden Fragebögen verteilt, welche bei Interesse bis spätestens 20.03.2023 an die Initiatoren zurückgegeben werden sollten. Der Fragebogen kann auf der Homepage der Gemeinde www.egenhausen.de heruntergeladen oder im Rathaus abgeholt werden.

Stille Einlagen lassen bis zu 5,0 % Rendite erwarten

Auf dem Fragebogen kann auch angekreuzt werden, wenn man Teilhaber werden möchte, da die Initiatoren natürlich auf Geldeinlagen angewiesen sind. Diese sogenannten stillen Einlagen erhalten dann im Falle einer hoffentlichen Gewinnerzielung in späteren Jahren bis zu 5 % Rendite pro Jahr. Eine Mindestverzinsung gibt es allerdings nicht, das Risiko trägt der Einleger. Die Rendite soll gedeckelt werden, um evtl. noch höhere Gewinnanteile dem Wärmepreis gutschreiben zu können, damit alle etwas davon haben. In einer jährlichen Versammlung sollen alle Zahlen transparent dargelegt werden.

Die drei Initiatoren beantworteten alle Fragen an diesem Abend sachlich und kompetent und betonten, dass sie auch weiterhin für individuelle Fragen zur Verfügung stehen. Bemerkenswert war die Wortmeldung eines Gemeinderats aus einer 40 km entfernten Gemeinde, welcher aus Interesse extra angereist ist, und Egenhausen für ein solch bemerkenswertes Engagement von Bürgern beglückwünschte und beneidete.

Umrüstung gerade für ältere Gebäude interessant

Es besteht keine Anschlusspflicht. Somit können alle ihr Interesse anmelden, auch wenn ein Anschluss erst in mehreren Jahren in Frage kommt. Auf jeden Fall ist ein Nahwärmeanschluss für jedes ältere Gebäude mit einer Heizölanlage sehr interessant, da diese in den nächsten Jahren sicher sowieso irgendwann ausgetauscht werden müsste. Aber auch für Neubauten sollte natürlich jeder Gebäudebesitzer rechnen, ob mit einem potenziellen Netzanschluss nicht vorgesorgt werden sollte.

Nur wenn möglichst viele positive Rückmeldungen eingehen, kann das Projekt umgesetzt werden. In diesem Fall könnte mit einem Bau und Inbetriebnahme des Netzes 2024 gerechnet werden.

Geben Sie bei Interesse den Fragebogen, den Sie hier herunterladen können. Rückmeldungen sind bis auf Weiteres möglich.

Skyline Egenhausen